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Religion und Fortschritt

Das Maß in der Religion

Ach wie wahr die Aussage: „Zu allem Überfluss musste ich mich mit den Leuten auseinandersetzen, die in der Religion übertreiben ... ." Es, das Übertreiben, säht Zwietracht und verzerrt die Religion.

Die Intention des Risale-i Nur wurde nicht ausreichend zur Kenntnis genommen, selbst von den Leuten, die eingehend das Risale-i Nur lesen und studiert haben.

Die Wahrheiten des Glaubens (Iman hakikatleri) - alles dreht sich darum: Die Stärkung des Glaubens des Einzelnen, die Gottfindung, das Überwinden des eigenen Ichs, sich nicht von der Welt vereinnahmen lassen, sondern sich daran orientieren, dass alle Handlungen im Bewusstsein geschehen sollen: „Alles hat einen Ewigkeitswert und ich trage eine große Verantwortung."

Die Konsequenz dieser elementaren Aussagen hat ihre Ausstrahlung in die Menschen und ihre Gemeinschaften hinein. Die gesellschaftliche Entwicklung hat gezeigt, dass die Schriften und Initiativen von Said Nursi in jeder Hinsicht einen äußerst positiven und konstruktiven Beitrag geleistet haben.

Religiös geprägte extremistische Ideen wurden von Said Nursis Schriften widerlegt. Er widersetzt sich jeglichem Versuch, Religion zu politisieren. Sein beharrlicher Kampf galt der Willkür, der Tyrannei, der Unterdrückung.

Said Nursi hat die schwierigsten Koranverse und strittigen Stellen verständlich gemacht, die Gläubigen dazu angeleitet, sich selbst mit dem Koran und den islamischen Quellen auseinander zu setzen und nicht blind irgendwelchem Scheych oder Mullah zu folgen. Die islamische Religion stehe nicht in deren Alleinrecht, sondern ist Gemeingut von allen. Man sollte sich nicht von diesen beirren lassen.

Kein Wunder, dass ein erhebliches Gegenlager Said Nursis sich unter den Scheychs und Mullahs befand, da er insbesondere überkommene Traditionen derselben in Frage stellte.

Seine Betonung der „Maßfindung in der Religion" wird bei Betrachtung der muslimischen Gesellschaften äußerst relevant. Er sagt:

„Die Übertreibung in religiösen Dingen gebiert Überdruss bei den Einen und Fanatismus bei anderen." Unter Benutzung von Verstand, Wissen, Erfahrung, durch Vergleich und Abwägung müsse das Mittelmaß in der Orientierung gefunden werden. 5

Auch diejenigen, die sich den Argumenten Said Nursis angeschlossen haben und mit Hilfe seiner Argumente Standpunkte vertreten, standen und stehen auch heute noch vielfach in der Schusslinie der Kritik.

 

Fußnote:

5 Münazarat, Risale-i Nur Külliyati 1, Seite 1955, (1996):

»Zu allem Überfluss musste ich mich mit denjenigen auseinander setzen, die mit ihrer Übertreibung und Untertreibung gegen den Staat waren. Die Türken, die nach den Arabern die Stütze des Islam waren, wurden von denen, die übertrieben haben, verunglimpft. Sogar gingen sie so weit, dass sie die Staatsbeamten mit Unglauben bezichtigten. Als Beweis führten sie die Verfassung und die Proklamation der Freiheit an. Dabei stützten sie sich auf den Koranvers: „Wer nicht mit Gottes Geboten herrscht ... (Sure 5, 44)" und dabei wissen sie gar nicht, dass diese Stelle heißt: „Wer nicht bestätigt oder anerkennt ..."

Wie soll ich denn gegen die nicht vorgehen, die die Unterdrückung mit Freiheit verwechseln und die Verfassung ablehnen. Auf der einen Seite lehnen sie den Staat ab, auf der anderen wollen sie eine noch strengere Unterwerfung. Daher habe ich mich gegen sie gestellt. Jene gehören zu diesen, die diejenigen, die heute für die Freiheit stehen, denunzieren.

Der zweite Teil von denen die untertreiben, sind die, die die Religion nicht kennen und die Angehörigen des Islam rücksichtslos ablehnen. Als Beweis zeigen sie auf die Fanatiker und den Fanatismus.

Zu diesen gehören diejenigen, die die osmanischen Wurzeln verleugnen und sich den europäischen Schein überstülpen wollen.«  zurück

 
 

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